Regisseur Hubertus Siegert (hinten links). Kameramann Markus Winterbauer mit den Protagonistinnen Leola und Lisa, USA.
Für den Film wurde eine Kampagne entwickelt, die darauf abzielte Betroffene direkt zu erreichen. Ganz im Geiste des Filmes sollte nicht nur eine Außenbeobachtung stattfinden – sondern Dialog möglich werden. Nicht aus der Ferne auf Täter geschaut werden, sondern Betroffene direkt angesprochen und beteiligt werden.
Deutschlandweit wurde BEYOND PUNISHMENT in 39 Gefängnissen vor hunderten von Straffälligen und zahlreichen Gefängnismitarbeitern, Sozialarbeitern, Juristen usw. gezeigt. Der Regisseur Hubertus Siegert war bei 15 Vorführungen anwesend. Es fanden Filmgespräche und Diskussionen statt, die zeigten, welche Chancen der Film gerade den Betroffenen für die Betrachtung des Themas eröffnet.
Der Auftakt der Kampagne fand in der Justizvollzugsanstalt Tegel (Berlin) statt.
Der Journalist Jörg Niendorf fasste damals zusammen: „Es kann laut werden, unruhig. Machen Sie sich darauf gefasst“, das war der Hinweis. Lärm ist ein Dauerthema der größten Einrichtungen des Männerstrafvollzug in Deutschland, in der Haftanstalt Tegel. Die Gefangenenzeitung ist voller Klagen über Krach, Geschrei, Stress. Eine Sozialarbeiterin, seit 20 Jahren in Tegel, sagt: „Wenn ich hier eines wurde, dann geräuschempfindlich.“ Es hallt und rumort ständig, überall.
Jetzt rücken 25 Inhaftierte ihre Stühle im Kulturraum der Anstalt zurecht, in einem kahlen Saal mit derb gefliestem Boden. Die Frau vom Sozialdienst zuckt. Als würde sie sich wappnen für die größere Unruhe. Und dann läuft der Film, und man hört nichts. Nur den Film und seine Akteure, 98 Minuten lang. Die Sozialarbeiterin schaut häufig im Dunkeln durch die Reihen, alle sitzen mucksmäuschenstill. Nun geht das Licht im Kulturraum wieder an, die Ruhe im Saal aber bleibt.
„Das berührt mich sehr'“, sagt ein Mann mit Mütze, ein Mittfünfziger, nach eigenem Bekunden für insgesamt 15 Jahre in Haft. Keiner, der im Gefängnis sitze, wolle sich doch eigentlich mit der Frage nach Opfern und Geschädigten auseinandersetzen. Da macht jeder einen Bogen herum. Jeder hat seine Abwehrstrategie. Ein junger Inhaftierter, schon zig Mal verurteilt wegen Diebstahls, sei ebenso gerührt, sagt er. Bewegt. Er will überhaupt viel sagen. Anfangs blieb er eher auf Distanz, in einer hinteren Reihe, die Beine in einem fort wippend. Nun wendet er sich den anderen zu. In den Stuhlreihen drehen sich viele Männer um, sie schauen einander an, als wollten sie gleich hier und jetzt einen Kreis bilden.
Im Gespräch mit dem Filmregisseur fragen sie nach Details. Was macht denn heute, lange nach den Dreharbeiten, der junge Häftling in Norwegen? Eine Ausbildung? Auch dieses: Ob es die Schwester des Mordopfers aus New York schafft, doch noch dem Mann gegenüberzutreten, der für den Mord verurteilt wurde? Fragen, die sich nicht nur auf den Film beziehen, stehen genauso im Raum: Wie viel wollen wir an uns heranlassen, und welche Gefühle darf man überhaupt zeigen im Männervollzug? Ob es wohl ginge, hier Gespräche wie in Wisconsin, von denen sie nun wissen, zu führen? Passiert ist jedenfalls schon sehr viel. Einfach so, ohne viel Aufhebens, gleich mehrmals an diesem Abend: Vor versammelter Mannschaft fällt immer wieder dieses kleine Wort vom Berühren. Und jedes Mal bleibt es ganz still dabei.„
Mitarbeiterin des Täter-Opfer Ausgleich, anwesend beim Screening in einer JVA für Frauen: „Die 30 Zuschauer unter denen sich 20 Inhaftierte befanden waren mucksmäuschenstill. Im anschließenden Gespräch kam es zu einem sehr bewegten und offenen Gespräch untereinander“. Nach der Veranstaltung kamen Inhaftierte, darunter auch „harte Kaliber“ zu mir, um sich zu bedanken und Hände zu schütteln, was so noch nie passiert war.“
Gefängnisleiter, Saarland: „Während der VorfĂĽhrung war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, was durchaus sehr, sehr ungewöhnlich ist. HubertusSiegertĹ› Dokumentation nimmt nachweislich Einflussauf den Umgang derTäter mit ihren begangenen Verbrechen.“Â
Soziologe und Kriminologe, anwesend beim Screening in der JVA LĂĽbeck/Schleswig-Holstein: „Mir fiel der ebenso verblĂĽffende wie ĂĽberzeugende Hinweis eines wegen Mordes verurteilten Gefangenen auf, dass das, was in dem Film als wĂĽnschbares und notwendiges Reflexions- und Kommunikationsverhalten dargestellt wurde, nicht nur nach Straftaten, sondern auch schon in der normalen Alltagswelt ebenso schwierig wie selten und doch wohltuend und notwendig sei…“Â
Regisseur Hubertus Siegert (hinten links). Kameramann Markus Winterbauer mit den Protagonistinnen Leola und Lisa, USA.
Für den Film wurde eine Kampagne entwickelt, die darauf abzielte Betroffene direkt zu erreichen. Ganz im Geiste des Filmes sollte nicht nur eine Außenbeobachtung stattfinden – sondern Dialog möglich werden. Nicht aus der Ferne auf Täter geschaut werden, sondern Betroffene direkt angesprochen und beteiligt werden.
Deutschlandweit wurde BEYOND PUNISHMENT in 39 Gefängnissen vor hunderten von Straffälligen und zahlreichen Gefängnismitarbeitern, Sozialarbeitern, Juristen usw. gezeigt. Der Regisseur Hubertus Siegert war bei 15 Vorführungen anwesend. Es fanden Filmgespräche und Diskussionen statt, die zeigten, welche Chancen der Film gerade den Betroffenen für die Betrachtung des Themas eröffnet.
Der Auftakt der Kampagne fand in der Justizvollzugsanstalt Tegel (Berlin) statt.
Der Journalist Jörg Niendorf fasste damals zusammen: „Es kann laut werden, unruhig. Machen Sie sich darauf gefasst“, das war der Hinweis. Lärm ist ein Dauerthema der größten Einrichtungen des Männerstrafvollzug in Deutschland, in der Haftanstalt Tegel. Die Gefangenenzeitung ist voller Klagen über Krach, Geschrei, Stress. Eine Sozialarbeiterin, seit 20 Jahren in Tegel, sagt: „Wenn ich hier eines wurde, dann geräuschempfindlich.“ Es hallt und rumort ständig, überall.
Jetzt rücken 25 Inhaftierte ihre Stühle im Kulturraum der Anstalt zurecht, in einem kahlen Saal mit derb gefliestem Boden. Die Frau vom Sozialdienst zuckt. Als würde sie sich wappnen für die größere Unruhe. Und dann läuft der Film, und man hört nichts. Nur den Film und seine Akteure, 98 Minuten lang. Die Sozialarbeiterin schaut häufig im Dunkeln durch die Reihen, alle sitzen mucksmäuschenstill. Nun geht das Licht im Kulturraum wieder an, die Ruhe im Saal aber bleibt.
„Das berührt mich sehr'“, sagt ein Mann mit Mütze, ein Mittfünfziger, nach eigenem Bekunden für insgesamt 15 Jahre in Haft. Keiner, der im Gefängnis sitze, wolle sich doch eigentlich mit der Frage nach Opfern und Geschädigten auseinandersetzen. Da macht jeder einen Bogen herum. Jeder hat seine Abwehrstrategie. Ein junger Inhaftierter, schon zig Mal verurteilt wegen Diebstahls, sei ebenso gerührt, sagt er. Bewegt. Er will überhaupt viel sagen. Anfangs blieb er eher auf Distanz, in einer hinteren Reihe, die Beine in einem fort wippend. Nun wendet er sich den anderen zu. In den Stuhlreihen drehen sich viele Männer um, sie schauen einander an, als wollten sie gleich hier und jetzt einen Kreis bilden.
Im Gespräch mit dem Filmregisseur fragen sie nach Details. Was macht denn heute, lange nach den Dreharbeiten, der junge Häftling in Norwegen? Eine Ausbildung? Auch dieses: Ob es die Schwester des Mordopfers aus New York schafft, doch noch dem Mann gegenüberzutreten, der für den Mord verurteilt wurde? Fragen, die sich nicht nur auf den Film beziehen, stehen genauso im Raum: Wie viel wollen wir an uns heranlassen, und welche Gefühle darf man überhaupt zeigen im Männervollzug? Ob es wohl ginge, hier Gespräche wie in Wisconsin, von denen sie nun wissen, zu führen? Passiert ist jedenfalls schon sehr viel. Einfach so, ohne viel Aufhebens, gleich mehrmals an diesem Abend: Vor versammelter Mannschaft fällt immer wieder dieses kleine Wort vom Berühren. Und jedes Mal bleibt es ganz still dabei.„
Mitarbeiterin des Täter-Opfer Ausgleich, anwesend beim Screening in einer JVA für Frauen: „Die 30 Zuschauer unter denen sich 20 Inhaftierte befanden waren mucksmäuschenstill. Im anschließenden Gespräch kam es zu einem sehr bewegten und offenen Gespräch untereinander“. Nach der Veranstaltung kamen Inhaftierte, darunter auch „harte Kaliber“ zu mir, um sich zu bedanken und Hände zu schütteln, was so noch nie passiert war.“
Gefängnisleiter, Saarland: „Während der VorfĂĽhrung war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, was durchaus sehr, sehr ungewöhnlich ist. HubertusSiegertĹ› Dokumentation nimmt nachweislich Einflussauf den Umgang derTäter mit ihren begangenen Verbrechen.“Â
Soziologe und Kriminologe, anwesend beim Screening in der JVA LĂĽbeck/Schleswig-Holstein: „Mir fiel der ebenso verblĂĽffende wie ĂĽberzeugende Hinweis eines wegen Mordes verurteilten Gefangenen auf, dass das, was in dem Film als wĂĽnschbares und notwendiges Reflexions- und Kommunikationsverhalten dargestellt wurde, nicht nur nach Straftaten, sondern auch schon in der normalen Alltagswelt ebenso schwierig wie selten und doch wohltuend und notwendig sei…“Â
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